DIE STEUERUNG

HIERBEI GELANG ES MICHAEL KAßLER, AUS SEINEM ALLTAG GELÄUFIGES AUF SEIN LAUFRAD ZU ÜBERTRAGEN


Wegen der schlechten Straßen besonders große Räder verwendend
erreichte er mit den Armen den Lenker über dem Vorderrad nicht mehr.

So montierte er klug ein Ortscheit als zweiten Lenker dazwischen
und verband beide mit Stäben zu einem Viereck – derart,
wie er es bei Pferd und Wagen mit Ortscheit, Kumt und den Strängen –
oder auch mit der Kandare und den Zügeln - tagein tagaus vor Augen hatte.

Als Bauer wissend, dass das Ortscheit schräg steht, sobald das Pferd in die Kurve geht,
konnte er nun mit den beiden Verbindungsstäben
die Bewegungen seiner Arme bis an den vorderen Lenker weitergeben.

Und mit solchem am Ortscheit festem Hantieren
ließ sich sein Rad schon wie ein heutiges - allein mit dem Lenker balancieren.
Detailaufnahme des Laufrades
Die Steuerung des Laufrades
FAZIT

Indem Michael Kaßler ein Ortscheit und nicht irgendein anderes Holz nahm,
hilft er uns gleichsam zu verstehen, wie er auf diese pfiffige Lösung kam.
Lenkung und Steuerung des hellen Sachsen
sind somit beide auch auf des Erbauers „eigenem Miste“ gewachsen.
Und um mit dem neuen Rade zu starten,
musste er nicht bis zur Erfindung der Parallelogramm-Lenkung warten.

Und wieso sein Rad einen Zeiger bekam?
Weil er mit ‘nem Waagebalken als Lenker dessen Zeiger gleich mit übernahm.

WO ALSO DIE WISSENSCHAFT VIELE RÄTSEL SAH, LÖSEN SICH DIESE GANZ LEBENSNAH.


Ein Pferdegespann mit Kumt, Zugsträngen und Ortscheit (Reihenfolge von links beginnend)


Gabel mit Drehschemel, Waagebalken als vorderem und gedrechseltem Ortscheit als zweitem Lenker, beide zum Viereck verbunden. Dahinter eine gepolsterte Armstütze, die man bei seinem Laufrad aber nicht zum Balancieren benötigt. (Aus einem Foto des Dt. Museums München)
Vorderer Teil des Laufrades des Michael Kaßler